Da ich nicht weiß, welche Studierenden kommen, ob Sie aus der Abteilung Design oder Kulturwissenschaft, Architektur oder sonstwoher kommen, ob Sie von Geschichte eine Ahnung haben oder sich dafür zumindest interessieren, hier ein paar App-etithappen: Themen, die mich interessieren, Sätze über die ich sprechen werde, Personen und Fragen, die mein Interesse an der Geschichte des frühen 19. Jahrhunderts begründen.
z.B. ein Zitat von Egon Fridell, dem Verfasser der Kulturgeschichte der Menschheit, die immerhin von den Anfängen bis ins 20. Jahrhundert reicht. Seite 940 meiner Ausgabe: “Mit dem Wiener Kongress beginnt die Geschichte der Gegenwart.” Seine Gegenwart, das Jahr, in dem die erste Ausgabe veröffentlicht wurde, war 1928 Er ist da sehr “modern” (aber was heißt: modern), denn die meisten Darstellungen des Wiener Kongresses hangeln sich entlang der Begriffe “Reaktion versus Fortschritt”, die untergehende feudale Welt gegen den aufkeimenden Nationalstaat, Aristokraten versus Demokraten und viele andere Dualismen, die man heute anders betrachtet oder betrachten könnte.
Oder ein Satz aus dem Jahr 1814 “Zum Deutschen Kongresse”: “Die Untreue Napoleons gegen seine wahre Bestimmung erzeugte die barocke Erscheinung, daß er zugleich Feind der Unterdrückung und Feind der Freiheit wurde.” Was steckt da alles drin – Treue, Bestimmung, Barock, und vor allem die Ambivalenz zwischen Unterdrückung und Freiheit.
Mich interessiert, wie in der Ankündigung angedeutet, das “Machen” von Geschichte
Eignet sich der Wiener Kongress für ein “europäisches Narrativ” falls ja, wie? Bzw.: sollte man das wünschen? Welche Vorbilder, Zwecke, Möglichkeiten bieten sich an?
Siehe dazu z.B. das Stichwort Europäisches Narrativ
Siehe auch Wiki-Definition von Kulturellem Gedächtnis:
Als kulturelles Gedächtnis bezeichnen die deutschen Kulturwissenschaftler Jan Assmann und Aleida Assmann „die Tradition in uns, die über Generationen, in jahrhunderte-, ja teilweise jahrtausendelanger Wiederholung gehärteten Texte, Bilder und Riten, die unser Zeit- und Geschichtsbewußtsein, unser Selbst- und Weltbild prägen.“ samt der Frage, ob und wie und vor allem über welche “Medien” das 19. Jahrhundert in unserem Gedächtnis oder zumindest den Schulbüchern und Lexika aufbewahrt wird.
Kommentare, Fragen, Anmerkungen sind willkommen
Die Vorlesung findet als Blockveranstaltung statt.
Vorbesprechung am Montag, 20. Oktober 15:00 - 17:00, HS 5 (Oskar-Kokoschka-Platz 2, Schwanzer Trakt)